Was machen Fische im Winter? – Ein Blick unter die Wasseroberfläche
- Christoph Bachmann

- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 1 Tag
Wenn der Winter kommt und die Tage kurz werden, fragen sich viele Angler und Naturinteressierte: Was machen Fische im Winter? Unter der Wasseroberfläche findet ein tiefgreifender Wandel statt, der das Verhalten der Fische stark beeinflusst. Wer diese versteht, kann auch im Winter schöne Fische fangen.
Der Winter bringt Veränderung im Gewässer
Wenn der Winter beginnt und die Temperaturen sinken, verändert sich nicht nur die Landschaft, sondern auch die Dynamik unter Wasser. Das Oberflächenwasser kühlt zuerst ab, wodurch sich die gesamte Wasserstruktur verändert. Entscheidend ist dabei, dass Wasser bei 4°C seine höchste Dichte erreicht. Dadurch entsteht am Gewässergrund eine stabile, leicht wärmere Schicht, in der viele Fischarten den Winter verbringen. In der 4°C-Schicht, die sich meist in tieferen Bereichen von Seen ausbildet, finden Fische konstante Bedingungen vor. Diese Stabilität reduziert ihren Energiebedarf enorm, denn wechselnde Temperaturen wären für wechselwarme Tiere sehr belastend. Für Fliessgewässer gilt diese Schichtung zwar weniger, dennoch bilden sich auch dort ruhigere, temperaturstabile Winterbereiche, die als Rückzugsräume dienen. Die Fische folgen dieser Struktur, weil ihr Stoffwechsel im Winter ohnehin verlangsamt ist und sie auf möglichst energiesparende Aufenthaltsorte angewiesen sind.
Licht, Photosynthese und Sauerstoff – ein Ökosystem fährt herunter
Ein wichtiger Faktor dafür, was Fische im Winter machen, ist das veränderte Lichtangebot. Durch kürzere Tage und tief stehende Sonne verringert sich die Lichtmenge unter Wasser erheblich. Wasserpflanzen und Algen produzieren weniger Sauerstoff, während abgestorbenes Material auf den Gewässerboden sinkt und dort mikrobiell zersetzt wird – ein Prozess, der zusätzlich Sauerstoff verbraucht.
Gefriert ein See, wird der Gasaustausch mit der Atmosphäre nahezu vollständig gestoppt. Deshalb suchen Fische im Winter gezielt Bereiche mit höherem Sauerstoffgehalt auf: Einläufe, leichte Strömungskanten oder Restkrautfelder, die noch minimale Photosynthese leisten.
Strategien verschiedener Fischarten
Die Frage «Was machen Fische im Winter?» lässt sich nicht pauschal beantworten, denn jede Fischart hat ihre eigenen Überlebensstrategien:
Karpfen und Weissfische reduzieren ihren Stoffwechsel und halten sich auf weichen, nährstoffreichen Bodenzonen auf, wo mikrobieller Abbau eine minimale Wärme erzeugt.
Hechte profitieren vom klaren Winterwasser und bleiben als Sichtjäger relativ aktiv, stehen jedoch energiesparend an Kanten oder Restkrautfeldern.
Barsche schliessen sich zu grossen Schwärmen zusammen, um Nahrung effizienter zu finden und Energie zu sparen.
Unter dem Eis – ein Ökosystem im Ruhemodus
Sobald sich eine geschlossene Eisdecke bildet, verändert sich erneut, was Fische im Winter machen. Unter dem Eis entsteht ein extrem ruhiges Milieu: gedämpfte Geräusche, reduzierte Photosynthese und weitgehend stabile Temperaturen. Das Gewässer läuft auf Minimalbetrieb – ebenso wie die Fische.
Sie bewegen sich nur so viel wie nötig und halten sich in Bereichen von leichter Strömung, geringem Sedimenteintrag oder Restvegetation auf. Hier finden sie die letzten Sauerstoff- und Nahrungsquellen.
Was bedeutet das für uns Angler?
Die richtige Stellenwahl ist im Winter entscheidend, weil Fische ihre Bewegungen stark reduzieren und sehr gezielt bestimmte Rückzugsräume ansteuern. Das bedeutet auch, dass wir im Winter mehr den Standort der Fische suchen müssen. Weil der winterliche Stoffwechsel der Fische auf Sparflamme läuft, halten sich viele Arten bodennah auf. Dort hat der Fisch stabile und konstante Bedingungen. Für Angler bedeutet das: Montagen und Köder sollten bodennah präsentiert werden. In vielen Seen ist das Wasser klarer, da weniger Algen wachsen. Gleichzeitig ist das Lichtangebot schwächer, besonders bei tief stehender Wintersonne. Das führt dazu, dass natürliche, unauffällige Farben oft besonders gut funktionieren. In tiefen Bereichen können UV-Akzente oder Kontrastfarben sinnvoll sein, um den Köder sichtbarer zu machen. Der Winter zwingt Fische, Energie zu sparen, weshalb ihre Jagd- und Fresszeiten häufig träge und sehr kurz ausfallen. Eine schnelle, hektische Köderführung schreckt deshalb ab. Erfolgreich ist, was dem natürlichen Verhalten potenzieller Beute entspricht: langsames Anjiggen, sanfte Zupfer, lange Standphasen, minimalistische Bewegungen.
Fazit – Auch im Winter musst Du nicht auf das Fischen verzichten
Die Antwort auf die Frage «Was machen Fische im Winter?» ist eindeutig: Sie passen sich hochgradig an ein sensibles und komplexes Ökosystem an, das von Temperatur, Licht, Sauerstoff und Nährstoffen geprägt wird. Wer diese Zusammenhänge erkennt, versteht nicht nur das Verhalten der Fische besser, sondern kann auch als Angler seine Taktik entsprechend anpassen.






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