Wer fischen geht, geht jagen. Sei es mit der Absicht, am Ende des Tages feine Egliknusperli oder ein herrliches Hechtfilet a la Bordolaise zuzubereiten. Soweit so gut. Doch als Fischer wissen wir auch, dass ich mit der Wahl meines Equipments nur bedingt meinen Zielfisch spezifisch befischen kann. Manchmal hat der Fisch das Schonmass noch nicht erreicht, manchmal beisst eine andere Art oder ich erwische gar einen geschützten Fisch. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns im Klaren darüber sind, was die Sterblichkeit der zurückgesetzten Fische steigert.
FIBER, die Fischereiberatungsstelle der Schweiz, hat dafür in einer Broschüre acht schonende Umgangsformen beim Fischen zusammengestellt. Diese möchte ich euch an dieser Stelle vorstellen (Hier geht’s zum FIBER-Artikel).
1. Ohne Widerhaken
Bei Studien zu Hakentypen betrug die Sterblichkeit bei Verwendung von Widerhaken im Schnitt 14.6 %, bei Verwendung von Haken ohne Widerhaken 8.2 %. Widerhaken erhöhen die Sterblichkeit also um rund 80%.
2. Einzelhaken anstatt Drillinge
Über alle Fischarten betrachtet konnte zwischen Einzel- und Drillingshaken kein Unterschied festgestellt werden. Bei kleinen Kunstködern ist jedoch der Einzelhaken empfohlen, weil er weniger Verletzungen verursacht. Drillinge schnitten vor allem bei grossen Ködern besser ab, da sie je nach Fischart ein tiefes Verschlucken des Köders verhindern können.
3. Weniger Haken
Mehr Haken und damit, wie unter Punkt 2, auch mehr Hakenspitzen, erhöhen die Anzahl der Verletzungen und die benötigte Zeit zum Abhaken. Dabei ist nicht nur der Wechsel von Drillings- zu Einzelhaken gemeint, sondern auch die Anzahl der Anbissstellen; also insbesondere die Anzahl der Haken an einem Köder. Weiter muss natürlich das übrige Angelmaterial entsprechend gewählt werden, dass auch der Drill kurz gehalten werden kann.
4. Kunstköder anstatt Naturköder
Über alle Ködertypen und Studien betrachtet verursachen Kunstköder im Schnitt eine Sterblichkeit von 11.4 %, Naturköder hingegen eine Sterblichkeit von 25.9%. Der Unterschied ist deutlich. Weiter sollten bei Kunstködern möglichst umweltschonende Materialien verwendet werden. (nach Möglichkeit Verzicht auf Blei, bei Gummiködern umweltverträgliche Softplastikmischungen bevorzugen usw.)
5. Das Abhaken
Bei Versuchen mit Forellen, welche den Köder tief geschluckt haben, lag die Sterblichkeit beim Abhaken mit einer Zange bei über 90%. Wird hingegen, insbesondere bei der Verwendung von Naturködern, bei tief geschluckten Haken das Vorfach unmittelbar vor dem Mund abgeschnitten, dann überlebten immerhin noch rund 70% der Fische, d.h. die Sterblichkeit sank von 90% auf 30%.Das richtige Werkzeug (geeignete Zange, Schere & Seitenschneider) beim Fischen bereitzuhalten ist in allen Fällen, aber insbesondere bei der Kunstköderfischerei, ebenfalls unerlässlich.
6. Barotrauma
Werden barschartige Fische (Egli, Zander) tiefer als 10 m gefangen steigt ihre Sterblichkeit sehr rasch an. Auch bei anderen Fischen tritt ab grösseren Tiefen ein Barotrauma ein. Als Faustregel sollte man ab 15 m Tiefe das Auftreten von Barotrauma-Merkmalen (aufgeblähte Fische, abstehende Augen, Blutungen) kontrollieren. Deshalb sollte nach Möglichkeit das Fischen in grösseren Tiefen vermeiden werden. Ansonsten sollten massige Fische entnommen und bei geschützten Fischen muss der Gnadentod angewendet werden. Wichtig ist, dass keine Operationen (Anstechen von geblähten Fischen) oder Absenkvorrichtungen zum Freilassen eingesetzt werden. Diese bringen zwar aufgeblähte Fische wieder in die Tiefe, verursachen aber unnötiges Leiden und verursachen nach wie vor eine hohe Sterblichkeit nach dem Freilassen.
7. Die Wassertemperatur
Verschiedene Studien zeigen deutlich, dass die Sterblichkeit mit der Temperatur stark ansteigt, da warmes Wasser weniger Sauerstoff lösen kann als kaltes Wasser. Auch im See werden die Fische im Sommer zwar im kühlen Tiefenwasser gefangen, aber durch den Fang ins warme Oberflächenwasser gebracht. Ab 20 Grad Wassertemperatur sollte als Faustregel die Fischerei auf kaltwasserbedürftige Arten (z.B. Äschen, Felchen, Forellen) unterlassen werden.
8. Keep them wet
Wenn immer möglich, die freizulassenden Fische (geschonte Fische oder ökologisch wichtige Einzeltiere) im Wasser abhaken und unnötiges Messen und Fotografieren vermeiden. Falls man es nicht unterlassen möchte, sollte der Fisch nur kurz unter Wasser oder knapp über der Wasseroberfläche fotografiert werden.
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